Blumenerde

Zur Kultivierung von Pflanzen in Balkonkästen, Blumentöpfen und Kübeln wird meist Blumenerde verwendet. Im Gartencenter findet man Regale voll von bunten Säcken, in denen Blumenerde für unterschiedliche Zwecke zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Viele Käufer sind davon überfordert und wissen nicht, nach welche Kriterien sie auswählen sollen: Ist Blumenerde gleich Blumenerde? Was ist torfreduziert? Kann ich die billigste nehmen?

Was ist Blumenerde?
Blumenerde ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Substrate (=Nährböden), die aus unterschiedlichen Komponenten zusammengemischt werden. Die meisten handelsüblichen Blumenerden bestehen zum größten Teil aus Torf (80-90 %), Kalk, Düngemitteln und diversen Zuschlagstoffen (z.B. Blähton, Perlit, Vermiculit, Styromull, Hygromull, Polyurethanschaum, Hydrogel-Polymer).
Torfabbau zerstört die Moore mit ihren einzigartigen Tieren und Pflanzen, durch die Trockenlegung werden auch gewaltige Mengen an gespeichertem CO2 frei. Deshalb werden verstärkt torfreduzierte bzw. torffreie Erden angeboten. Als Torf-Ersatz dient organisches Material wie Rindenprodukte, Grasspelzen, Holzfasern, Kokosfasern und Kompost.
Bezüglich des Nährstoffgehaltes und besonders des Stickstoffgehaltes weisen die Mehrheit der Blumenerden recht niedrige Werte (1 – 4 g Volldünger/Liter) auf, da höhere Gehalte Wurzelverbrennungen und Anwachsschwierigkeiten verursachen können. Sind Langzeitdünger beigemischt, werden diese über einen längeren Zeitraum (ca. 8 bis12 Wochen) freigesetzt, doch im Allgemeinen muss bereits nach 3-4 Wochen nachgedüngt werden.

Torfhaltige oder torffreie Blumenerden?
Grundsätzlich brauchen die wenigsten Pflanzen torfhaltige Erde, denn sie stammen nicht aus Moorgegenden. Allerdings ist es von Vorteil, ein von Natur aus extrem nährstoffarmes Ausgangsprodukt wie den Torf zu nutzen, wenn man ein standartisiertes Substrat herstellen will. Durch Zugabe von Mineraldüngern und Kalk kann man die Erde relativ einfach auf den gewünschten Nährstoffgehalt und pH-Wert einstellen und so ständig gleichartige Erden produzieren. Torffreie Erden haben eine höhere biologische Aktivität durch die Beigabe von Kompost, sind deshalb im Erscheinungsbild weniger homogen. In Abhängigkeit von Verrottungsgrad, Temperatur und Feuchtigkeit der Ersatzstoffe kann die Nährstofffreisetzung variieren.
Tipp: Zur Schonung der Moore und zum Schutz des Klimas sollten unbedingt torfreduzierte oder torffreie Produkte bevorzugt verwendet werden. An Unterschiede bei der Wasserspeicherfähigkeit oder Nährstoff versorgung gewöhnt man sich schnell.

Woran erkennt man gute Blumenerde?
Gute Blumenerde soll ein gutes Wasserhaltevermögen besitzen, locker und formstabil bleiben, durch Wasser nicht einschlämmen oder verdichten und bei Trockenheit nicht schrumpfen. Am Besten verlassen Sie sich auf Ihre Sinne: Die Erde sollte sich nicht mit der Hand zusammendrücken lassen oder kleben und vor allem: gut riechen, eben nach Erde, Waldboden. Ein zu Viel an großen, schlecht verrotteten Holzstückchen deutet auf weniger gute Qualität hin. Und bedenken Sie beim Kauf: Der Hinweis „Bio-Erde“ bezieht sich lediglich auf die Zulassung des Produktes im Biologischen Anbau, kann aber durchaus torfhaltig sein! Schauen Sie konkret nach torfreduzierten oder torffreien Produkten!

Umweltgedanken zu Ende denken:
Wer aus Umweltschutzgründen auf torfhaltige Erden verzichtet, sollte aber auch den Ersatz bewusst wählen. Stammen die Rohstoffe wie Grünschnittkompost, Rindenhumus und Holzfaser aus heimischer Produktion, fallen keine langen Transportwege an. Im Gegensatz zur Verwendung von Kokosfasern und anderen exotischen Grundstoffen wird somit auch Treibstoff für den Transport eingespart.

Universal- oder Spezialerde?
Neben „einfacher“ Blumenerde, die für fast alle Anwendungsbereiche angeboten wird, gibt es auch Erdmischungen für spezielle Anwendungen. Aus einer Universalerde kann man durch Beimischung von Sand eine nährstoffarme Anzuchterde herstellen. Man kann aber auch spezielle Anzucht- und Aussaaterden kaufen. Sie sind besonders fein gesiebt, durchlässiger und weniger gedüngt.
Auch bei den Kakteenerden handelt es sich um stark sandige, humus- und nährstoffarme Erdmischungen. Alternativ kann man auch hier durch 50% Sandbeimischung wasserdurchlässige Substrate für trockenheitsliebende Pflanzen aus Universalerde herstellen. Kübelpflanzenerden sind vermehrt lockernde Zugschlagstoffe wie Perlit zugegeben, die die Erde formstabil halten sollen und sie werden mit Langzeitdüngern versehen. Auch hier kann man eine Universalerde selbst entsprechend abwandeln, indem man diese Bestandteile zugibt.
Sonderfälle Moorbeetpflanzen und Orchideen:
Anders sieht es bei Moorbeetpflanzen wie Rhododendren und Azaleen aus. Sie brauchen einen sauren Boden (pH 4 bis 5) und ganz ohne Torf geht es hier leider nicht. Deshalb kommt Rhododendrenerde zum Einsatz, da ihr pH-Wert niedriger ist. Es gibt allerdings auch geeignete Rhododendronerden, die aus Nadelholz-Häcksel und nur 50%Torfanteil bestehen. Rhododendrenerde ist auch für Hortensien geeignet, die ebenfalls einen sauren Boden brauchen. Alternativ kann aber auch spezielle Hortensienerde genommen werden. Für die speziellen Ansprüche der Orchideen gibt es Orchideenerde. Dieses Substrat ist eigentlich keine Erde, sondern ein Gemisch aus Borke, groben Holz- und Pflanzenfasern, manchmal auch Styropor, sowie in geringem Umfang Torf. Blumenerde ist hier ungeeignet und bringt die Orchideen zum Absterben.

Blumenerde selbst mischen?
Früher war es gang und gäbe, dass sich Gärtnereien wie auch Gartenbesitzer ihre Erden selbst mischten. So konnte man in der der Blumenzeitung von 1845 lesen: „Für die in Töpfen zu ziehenden Cinerarien wählt man Erde, welche aus 3 Theilen Mistbeeterde, 1 Theil lehmiger, und 1 Theil Holz- oder Lauberde besteht, mischt dieselbe mit Hornspänen und Knochenmehl…“ Noch bis in die 1950er Jahre hatte jede Gärtnerei ihre eigene „Betriebserde“, selbstgemischt aus Kompost, Torf, Sand, Lehm, Ton, Holzkohle oder anderen Stoffen.
Wer Kompost im eigenen Garten hat, kann sich durchaus auch heute noch seine eigene Blumenerde mischen. Im Internet finden sich dazu die verschiedensten Mischungsvorschläge. Grundlage ist immer zunächst die Gartenerde, die im Idealfall sandig-lehmig ist. Ist sie zu sandig, wird man nach Möglichkeit etwas Ton beigeben, ist sie eher lehmig entsprechend viel Sand. Hinzu kommt reichlich Humus, in der Regel in Form von Grünkompost. Weitere Zuschläge wie z.B. gekaufter Rindenkompost, Hornspäne und Urgesteinmehl kommen hinzu. Ist der pH-Wert für den Verwendungszweck zu niedrig, gibt man etwas Kalk bei. Wichtig ist natürlich das gründliche Mischen aller Bestandteile um eine einheitliche Erde zu erhalten.
Mischungsbeispiel: 1/3 reifer Kompost, 2/3 Gartenerde (beides feingesiebt) + ca. 1/5 des gesamten Volumens an Rindenhumus + 1 bis 3 Gramm pro Liter Horngrieß oder Hornspäne



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